AntikultiAtelier

«Das AntikultiAtelier hat als Raum für Kunst und politische Solidarität von Februar 2010 bis April 2014 in Zürich – zunächst unter dem Namen »Atelier«, dann als AntikultiAtelier – gemeinsam an gestalterisch-politischen Projekten gearbeitet. Im Antikultiatelier wirkten Menschen mit, die in der Schweiz leben und sich mit der Asyl- und Migrationspolitik, mit Rassismus und Repräsentation beschäftigen: viele als Flüchtlinge, andere als MigrantInnen oder SchweizerInnen. Entstanden aus einem Vermittlungsprojekt mit der Autonomen Schule Zürich, dem Institute for ArtEducation der ZhdK und dem Museum für Gestaltung, hat sich das AntikultiAtelier als unabhängiges Kollektiv konstituiert, das in institutionellen und autonomen Räumen (wie dem autonomen Biutisalon, oder dem RAF-Raum für Autonomie und das Ferlernen im Kochareal) tätig war. Der Fokus lag auf einer kollektiven Praxis, die sich gegen ein (rassistisches, klassistisches, sexistisches) System richtet, das uns zu Ungleichen macht.
Der Name der ANTIKULTI ATELIERGRUPPE richtete sich bewusst gegen ein Abfeiern von 'Multi-Kulti' – gerade in einer Stadt wie Zürich, in der einer folkloristisch inszenierten Weltoffenheit alltägliche rassistische Ausgrenzungen gegenüberstehen. Das AntikultiAtelier kritisiert die Festschreibung von Menschen auf eine wie auch immer verstandene homogene 'Herkunfts-Kultur' und das Reden von Kultur, wenn es um Politik und Menschenrechte geht. ANTIKULTI bedeutet nicht 'gegen Kultur', sondern die Arbeit an Gegenkultur! Die Idee von Antikulti war, Kunst als Mittel/Waffe zu benützen, um unseren Anliegen eine Sprache zu geben. Kein Geld für Eintritte an kulturelle Veranstaltungen und kein Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen zu haben, sollte nicht bedeuten, diese Möglichkeiten nicht selbst zu schaffen: selbst Kultur zu machen und eigene künstlerische Projekte zu realisieren.
In der vierjährigen Arbeit des Kollektivs mit unterschiedlichen Mitwirkenden sind eine Reihe von Materialien entstanden: der Bleibeführer Zürich, Texte und Reflexionen, Landkarten, Bilder und Flyer, und ein Film. Diese Materialien, aus politischer Arbeit entstanden, stehen für Alle zur Verfügung, die in Bildung, Selbstorganisation, im Kulturbetrieb an antirassistischen Perspektiven arbeiten.
Ein wichtiges Element des AntikultiAtelier war die konstante Reflexion und das Anarbeiten gegen die Machtverhältnisse, die eine Gruppe wie diese durchziehen: zum Beispiel zwischen Leuten mit und ohne gesicherten Aufenthaltsstatus, oder zwischen solchen, die die hegemoniale Sprache als Erstsprache sprechen und denen, die sie lernen. Die Gruppe hat sich auch immer wieder mit den Machtverhältnissen im Kunstfeld auseinandergesetzt und sich zu der Problematik positioniert, dass in Projekten mit Flüchtlingen im Kunstfeld auf Kosten der Beteiligten und der politischen Anliegen symbolisches Kapital produziert wird. Solche Machtverhältnisse müssen auch mitgedacht werden, wenn die Materialien des Antikultiateliers in anderen Kontexten verwendet werden.»Quelle: antikultiatelier.blogspot.com/2015/10/normal-0-..., Zugriff vom 03.08.2018