Lake & Only
Beschrieb

«Once you arrive at the Felsbach-Crestasee bus stop, please follow the signs towards the Gallery. LAKE & ONLY is a five-minute walk from the Felsbach-Crestasee bus stop.»Quelle: www.are.na/block/251048, Zugriff vom 28.06.2018LAKE&ONLY ist ein Projekt, das 2011 von dem Künstler und Kurator Raphael Linsi ins Leben gerufen wurde. Es handelt sich um ein Haus in den Schweizer Alpen, das als Aufenthaltsort für Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung gestellt wird. An diesen entlegenen Ort werden Teilnehmer_innen für einen begrenzten Zeitraum eingeladen zu verweilen, zu forschen, sich mit weiteren Gesprächspartner_innen auszutauschen oder Kunst zu produzieren. LAKE&ONLY ist ein Haus, das innen »leer« ist und je nach dialogisch ausgehandelten Rollen seiner Besucher_innen neu funktionalisiert wird – als Berghütte, Residency-Zentrum, Atelier, Institution, Skulpturenpark, Website und als exklusive Galerie, die Editionen co-produziert, archiviert und zeigt. Abgesehen von der Website sind die LAKE&ONLY Projekte und Editionen der Öffentlichkeit nur beschränkt zugänglich und werden im Rahmen des Berlin Art Prize Events zum ersten Mal einem breiteren Publikum präsentiert.
Ein wichtiges Ziel LAKE&ONLYs ist die Unterstützung und Vermittlung künstlerischer Aktivitäten, die nicht in die Form eines eindeutig identifizierbaren künstlerischen Produkts münden, sondern einen performativen und explizit freizeitlichen Gestus aufweisen. Der quasi-dokumentarische Charakter der Editionen verbindet Readymades mit institutionskritischen Praxen und erforscht die Dokumentation als eine widerständige künstlerische Strategie. Die Editionen speichern Spuren und Reste vergangener Projekte und Performances, die die Beziehungen der Beteiligten vor Ort verschmelzen ließen: ein USB Stick mit der Aufnahme einer musikalischen Performance von Bradley Alexander & Anatoly Belov, entstanden während des Ausstellungs- und Residencyprojektes Post-Studio Tales im Jahre 2012 in Berlin, eine industrielle Tasse von Sarah Elliot, eine Wander-Trinkflasche mit dem Schriftzug »Utopia« des Künstlers Jaakko Pallasvuo oder während des Hütten-Aufenthalts angefertigte Zeichnungen von Friedemann Heckel. Neben Künstler_innen fördert LAKE&ONLY auch Kunstkritiker_innen, was die bereits vergriffene Edition »Outcrop« des Kritikers John Beeson verdeutlicht.
LAKE&ONLY erprobt neue Formen der institutionellen und kommerziellen Arbeit und verknüpft dabei viele Eigenschaften und Praktiken aus nicht-institutionellen Kontexten wie die Flexibilität und Mobilität eines Projektraums, die Unmittelbarkeit und Privatheit der Kunstproduktion im Atelier sowie die Kommunikativität und Selbstreflexivität gemeinschaftlicher Zusammenarbeit. Diese Merkmale treffen auf marktaffine Aktivitäten wie den strategischen Auswahlprozess der am Programm teilnehmenden Künstler_innen, den professionellen Webauftritt als auch die organisierte Vernetzung von Kritiker_innen, Kurator_innen, Künstler_innen und Sammler_innen.
Michel Foucault erklärt in seinem Text »Andere Räume« (1967) die Funktion von sogenannten »Platzierungen«, die in der Lage seien, vorgefertige Relationenensemble zu suspendieren, zu neutralisieren und neu zu ordnen [1]. Für den Berlin Art Prize nimmt LAKE&ONLY eine unvorhersehbare und widersprüchliche Situierung vor: eine fast museale Präsentation der Editionen in einem Aquarium des 1900/1901 gebauten ehemaligen Kühlhauses, dem diesjährigen Schauplatz des Preises. In Reminiszenz an historische Projekte wie das von 1968 von Marcel Broodthaers in seiner Brüsseler Wohnung gegründete Musée d'Art Moderne, Département des Aigles, ein fiktives Museum auf Zeit, vollzieht Raphael Linsi mit dem Projekt LAKE&ONLY multiple skulpturale und utopische »Platzierungen«. Die Editionen sind nicht nur verkäufliche Kunstwerke im eigentlichen Sinne, sondern auch Dokumentationen, neuzeitliche archäologische Fundstücke, private Geschenke, geschmacksabhängiger Kitsch und Kunstkritik».Quelle: noteon.de/?post_type=sketch&p=774&lang=de, Zugriff vom 28.06.2018